Neuigkeiten aus dem Einsatz, 14. – 31. Mai: 297 Menschen gerettet und an einen sicheren Ort gebracht

DATUM

Am 14. Mai verliess die Ocean Viking den Hafen von Syracuse. Nach mehreren Trainingstagen rettete unsere Crew am 19. Mai 158 Menschen. Am 22. und 23. Mai konnten in einer dritten und vierten Rettung weitere 75, bzw. 64 Menschen sicher an Bord der Ocean Viking gebracht werden.

Nach den medizinischen Evakuierungen eines jungen Mannes, der in Libyen schwere Verletzungen erlitten hatte, sowie einer im achten Monat schwangeren Frau, kümmerte sich unser Team und das der IFRC um 294 Überlebende an Bord. Die Angst und Ungewissheit der Geretteten nahmen von Tag zu Tag zu, bis am Sonntag, 29. Mai, endlich Pozzallo, Sizilien, als Ort für die Ausschiffung zugewiesen wurde. Am 30. und 31. Mai können alle Überlebenden von Bord gehen.

Zuletzt aktualisiert am 31.05.2022 um 16:45  Uhr


Chronologie

31. Mai: Wir haben uns von den letzten Überlebenden verabschiedet, sie sind nun alle von Bord der Ocean Viking gegangen. Wir wünschen all diesen Kindern, Frauen und Männern, dass sie sich endlich sicher fühlen und die Hilfe erhalten, die sie brauchen.

30. Mai: Nach einer langen und kräftezehrenden Wartezeit auf der Ocean  Viking sind heute 129 Menschen in Pozzallo, Sizilien, von Bord gegangen. Die 165 an Bord verbleibenden Überlebenden werden eine weitere Nacht auf dem Schiff verbringen, da die Ausschiffung erst am nächsten Tag fortgesetzt wird.

29. Mai: Nach langem Warten wurde Pozzallo, Sizilien, endlich als Ort für die Ausschiffung der 294 Überlebenden zugewiesen. Die Emotionen an Bord sind am Abend sehr gross. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Rechte aus Seenot Geretteter missachtet werden.

Einer der Überlebenden ist aus Erschöpfung und Verzweiflung von Bord gesprungen. Er wurde von unserem Team geborgen. Die ungerechtfertigte Verzögerung bei der Zuweisung eines sicheren Hafens ist für die Geretteten extrem belastend.

Eine im achten Monat schwangere Frau musste zusammen mit ihrem Mann von der #OceanViking evakuiert werden.

„Mehr als zehn Tage auf See, Stress, Angst, das auf dem Boden schlafen und die Vibrationen des Schiffes führten zu einem kritischen Zustand“, erklärte Nedjma, unsere Hebamme an Bord.

Einige der 296 Geretteten auf der #OceanViking verbrachten die 10. Nacht auf dem Deck. Sie warten immer noch darauf, von Bord gehen zu können. Sie fragen unser Team immer wieder: „Warum können wir nicht in Sicherheit sein?“ Diese andauernde Blockade ist extrem bedrückend.

28. Mai: Bei seinem ersten Versuch, das zentrale Mittelmeer im November 2021 zu überqueren, wurde John* von der libyschen Küstenwache abgefangen und in ein Haftzentrum in Libyen gebracht. Er wurde so schwer geschlagen, dass sein Handgelenk und sein Bein gebrochen wurden. Die Spuren dieser Gewalt sind immer noch sichtbar.

John wurde am 19. Mai von der #OceanViking aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet. Aber seine Tortur ist noch nicht vorbei. Er wartet immer noch auf dem Deck unseres Schiffes auf die Erlaubnis, mit den 295 anderen Geretteten von Bord gehen zu können. Wir brauchen dringend eine Lösung!

27. Mai: Die Angst und Ungewissheit der 296 Geretteten auf der Ocean Viking, die immer noch auf einen sicheren Hafen warten, nehmen von Tag zu Tag zu. Schlaflosigkeit und Erschöpfung treten bei den Überlebenden, die bereits traumatische Erfahrungen gemacht haben, immer häufiger auf.

Viele haben sichtbare gewaltbedingte Verletzungen. Viele erzählen von Missbrauch und extremer Gewalt in Libyen. Während der ersten 200 Konsultationen hat das medizinische Team Personen identifiziert, die eine medizinische Versorgung an Land benötigen.

26. Mai: „Das Boot was überfüllt, Hope hat geschluchzt. Ich hatte Angst, dass wir beide sterben.“ Tobore, 17, wurde gemeinsam mit ihrer 3 Monate alten Tochter Hope von der Crew auf der Ocean Viking gerettet. Zusammen mit 294 weiteren Überlebenden warten die junge Mutter und ihr Baby auf einen sicheren Hafen.

„Ich war im 6. Monat schwanger, als sie mich in Libyen ins Gefängnis brachten. Es war eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens,“ erinnert sich Tobore*.
„Ich hatte kein Geld um mich freizukaufen, deshalb war die Flucht der einzige Weg für mich, lebend da rauszukommen.“

*Die Name wurde geändert, um die Anonymität der Überlebenden zu schützen.

25. Mai: Die Ocean Viking beherbergt aktuell 296 Gerettete. Viele werden seit Langem erstmals versorgt, erhalten nach Monaten/Jahren in Libyen Unterstützung und medizinische Hilfe. Doch ein Schiff bietet nur vorübergehend Schutz. Alle müssen schnell an Land gehen und sich endlich sicher fühlen.

23. Mai: Die Crew auf der Ocean Viking hat 64 Frauen, Männer und Kinder von einem Holzboot in Seenot in maltesischer Such- und Rettungszone gerettet. Die Astral von Open arms hatte das Boot stundenlang begleitet. Überlebende zeigen nach über 16 Stunden auf See Zeichen von Erschöpfung.

23. Mai, am Morgen: Ein Geretteter wurde mit Unterstützung der italienischen Küstenwache medizinisch evakuiert. Der junge Mann erlitt in Libyen schwere Verletzungen und muss umgehend in einer medizinischen Einrichtung an Land versorgt werden.

22. Mai: Am Abend rettete die Crew auf der Ocean Viking 75 Menschen von einem Schlauchboot in Seenot 42 Seemeilen vor der libyschen Küste. Das Segelboot Nadir hatte die Menschen zuvor mehrere Stunden begleitet. Ein Schwerverletzter wurde per Trage geborgen und ist unter strenger medizinischer Beobachtung.

Zuvor hatte die OceanViking nach einem Seenotfall gesucht, für den Alarm Phone einen Notruf abgesetzt hatte. Später bestätigte sich, dass das Boot von der libyschen Küstenwache abgefangen wurde. Unser Team sah ein libysches Patrouillenboot mit mehreren Menschen an Bord. Die Überlebenden wurden höchstwahrscheinlich illegal nach Libyen zurückgeführt.

20. Mai: Viele der 158 geretteten Menschen erzählen von einem tragischen Ereignis wenige Stunden vor der Rettung. Laut Überlebenden fielen 5 Menschen über Bord. 4 konnten zurück zum Boot schwimmen, doch eine Person schaffte es nicht & verschwand auf hoher See.

„Es geschah alles so schnell. Einige die auf dem Schlauch sassen, sahen neben dem Boot Delfine schwimmen und drehten sich zu ihnen um. Plötzlich fielen sie über Bord, einer nach dem anderen. Einer von ihnen wurde vom Wasser verschluckt,“ erinnert Richard*, ein Überlebender.

Ein weiteres Menschenleben ist im zentralen Mittelmeer verloren, wo die europäischen Staaten eine tödliche Lücke hinterlassen. Es ist ein weiteres von vielen dramatischen Ereignissen, bei denen seit 2014 mindestens 19.402 Menschen starben. Seenotrettung ist nicht verhandelbar.

19. Mai: Am Morgen retteten die Teams auf der Ocean Viking 158 Überlebende von zwei seeuntauglichen und überladenen Schlauchbooten in der libyschen Rettungszone. Ein Verletzter musste per Trage evakuiert werden.

Unter den Überlebenden sind 6 Schwangere, mehrere Kinder und ein 3 Monate altes Baby.

Die Überlebenden haben nach ersten Aussagen bis zu 9 Stunden auf See verbracht. Sie werden jetzt von der IFRC und uns versorgt. Viele der Überlebenden zeigten Anzeichen von Erschöpfung aufgrund der Hitze und von emotionaler Belastung.


Weitere Informationen zu unserem Einsatz findet ihr bei Twitter oder auf unserem Online-Logbuch. Über unseren Newsletter erhaltet ihr regelmässig Neuigkeiten zu unserer lebensrettenden Arbeit im zentralen Mittelmeer.

Fotonachweise: Candida Lobes / SOS MEDITERRANEE

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