„Mir wurde klar, dass man, egal was für Boote sie uns geben, jeden Moment sterben kann.“

DATUM

Neba* ist 16 Jahre alt und kommt aus Kamerun. Er wurde in der Nacht auf den 27. Dezember 2022 gerettet, nachdem er 24 Stunden mit 112 anderen Menschen auf einem überfüllten Schlauchboot verbracht hatte. Das Team von SOS MEDITERRANEE suchte stundenlang in der Dunkelheit, bevor es vier Seemeilen von der Ocean Viking entfernt ein blinkendes Licht in der Nacht entdeckte. Als die drei Rettungsschnellboote zu Wasser gelassen wurden, konnte das Rettungsteam das Schreien von Babys und die Angst der Menschen hören, die auf einem Stück Gummi mitten in der Nacht trieben. Neba* erzählte der Crew nach der Rettung seine Geschichte und seine drei Versuche der Überfahrt.

„Vor drei Jahren habe ich mein Land verlassen. Ich habe drei Jahre in Libyen verbracht, in der Hölle auf Erden. Ich bin der älteste Sohn meiner Familie, und meine Eltern sind unglücklich, sie arbeiten den ganzen Tag und die ganze Nacht, und trotzdem haben meine beiden Schwestern kaum genug zu essen. Ich musste tun, was ich kann, um ihnen zu helfen. Das ist meine Pflicht. Ich bin nachts aufgebrochen. Der Weg ist nicht leicht, ganz und gar nicht leicht, vor allem, wenn man ein kleiner Junge ist. Als ich in Libyen ankam, wurde ich entführt. Ich habe schreckliche Dinge gesehen. Ich habe dreimal versucht, vor dieser Gewalt zu fliehen, aber zweimal wurde ich von den Libyern abgefangen. Einmal haben sie mich verkauft, als ich wieder nach Libyen gebracht worden war. Ich wurde wieder in Gefängnisse gesteckt. Ich habe Menschen sterben sehen. Weil ich jung war, wurde ich beauftragt, den anderen einmal am Tag Wasser zu geben. Eines Morgens gelang mir die Flucht. Die ersten beiden Male hatte ich versucht, das Mittelmeer in Holzbooten zu überqueren. Beim dritten Mal reichte mein Geld nur für ein Schlauchboot, das ist billiger, und mir wurde klar, dass man, egal was für Boote sie uns geben, jeden Moment sterben kann. Wenn die Holzboote kentern, werden alle unter dem Boot eingeklemmt und man ertrinkt sofort. Die Gummiboote sind sowieso gefährlich.“ 

 

*Der Name wurde geändert um die Identität des Geretteten zu schützen.

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